Bio-Pionier verkauft Fachgeschäft

Text: Larissa Gassmann, Bild: Kenneth Nars, bz Basel, 22. März 2021

Aus gesundheitlichen Gründen gibt Andreas Höhener sein Geschäft an der Schützenmattstrasse auf. Mit Bio Partner übernimmt nun ein in der Szene kein Unbekannter sein Lebenswerk.

Noch als Nachhaltigkeit kein Modewort war und neu entdeckte «Superfoods» wie Açai-Beere oder Chiasamen nicht tagtäglich auf Instagram und Co. angepriesen wurden, war Andres Höhener ein Biovorreiter der ersten Stunde. Mit seinem Fachgeschäft katapultierte er die Produkte von der Nische direkt in helle Geschäftsräumlichkeiten. Erst an der Missionsstrasse, dann fast ein Vierteljahrhundert lang an der Schützenmattstrasse.

Seit Anfang Januar aber ist damit Schluss. Schon Jahre zuvor zwangen gesundheitliche Probleme den gelernten Ernährungspädagogen zum schrittweisen Rückzug aus dem Tagesgeschäft. Die Suche nach einem Nachfolger endete nun erfolgreich. Mit Bio Partner übernimmt in der Szene kein Unbekannter sein Geschäft.

Rund 300 Mitarbeitende in der ganzen Schweiz

Noch bis Ende Monat arbeitet Höhener in einem kleinen Pensum weiter, um die Übergabe zu begleiten. «Im Hintergrund macht sich jedoch schon ein sehr wohliges Gefühl breit», sagt er. «Ein Gefühl, wie wenn Sie bei einer Bergtour vor dem Gipfel den massiv schweren Rucksack, der Sie beinahe in die Knie zwingt, abgeben können.» Das Loslassen sei ein Segen, die Übernahme die «allerbeste aller Lösungen».

So wurde das 22 Personen umfassende Team komplett übernommen, Geschäftsführerin bleibt Alexandra Hanauer. «Höheners ist ein erfolgreiches Bio-Fachgeschäft mit langer Geschichte und Tradition – daran wollen wir festhalten», heisst es von Seiten Bio Partner. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen mit Hauptsitz in Seon (AG) rund 300 Mitarbeitende. Es verfügt über diverse Standorte in allen Sprachgebieten der Schweiz.

Nebst den eigenen Bioläden – zu denen nun das Bio-Fachgeschäft Höheners gehört – unterstützt Bio Partner auch Unternehmerinnen und Unternehmer beim Aufbau und der Weiterentwicklung ihrer eigenen Läden. Dazu gehört etwa das Projekt einer Baslerin, die ein Geschäft in der Innenstadt plant. Wann dieses eröffnet wird, steht allerdings noch nicht fest.

Grössere Neuerungen sind derweil im Bio-Fachgeschäft Höheners keine geplant: «Wir wertschätzen und unterstützen die Individualität, die der Unternehmer geschaffen hat.»

«Der Abgang der Pioniere war noch nicht besiegelt»

Nicht nur deswegen fällt Höhener die Übergabe leicht. Es sei schön, die Erfahrung zu machen, «dass Fairness und Nachhaltigkeit in unserer Branche nicht nur als Verkaufsargument am Regal steht, sondern auch gelebter Umgang untereinander ist».

So sei der Existenzdruck im Lebensmittelsektor immens hoch, gerade im Bereich Bio. Der Einstieg von grösseren Detailhandelsunternehmen hat vieles verändert. Menge, Masse und Preis spielten auf einmal eine zentrale Rolle. Und doch: «Der Abgang der Pioniere war damit noch nicht besiegelt.» Die Qualität im umfassenden Sinn wurde für Höhener immer wichtiger. Dazu gehöre etwa, Kleinproduzenten, die bei den Grossen unter die Räder geraten seien, weiterhin eine Existenz und eine Plattform zu bieten. «Dann hat der Produzent, der auf Qualitätssorten und nicht primär auf Ertrag hin arbeitet, wieder eine Chance», so Höhener.

Als grösstes Highlight bezeichnet er dann auch, dass er einer Vision nachleben durfte, die verstanden und vom Team und der Kundschaft mitgetragen wurde. «Eine Vision, die nicht primär kommerziell unterwegs war, eine, die gute und schwere Zeiten durchlebt und überlebt hat, und die, wenn es zwischendurch sehr eng wurde, auf eine grosse Bereitschaft zählen konnte», so Höhener.

Darauf angesprochen, ob man ihn nun als Kunde im Laden antreffen wird, meint er, es sei wichtig, die Jungen in Ruhe machen zu lassen. Den Rückzug vergleicht er mit einem alten Bauern, der ins «Stöckli» wechselt, während die junge Generation den Hof übernimmt. «Ein grosser Meister wäre dann der, der seine Antennen einfahren kann und ausschliesslich seinen inneren Frieden geniesst», sagt er. Daran müsse er aber noch arbeiten: «Vielleicht braucht es zuerst auch etwas Distanz zum Ganzen.» Eines ist allerdings sicher: Im Discounter werde man ihn nicht antreffen.

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