Chelsea Dagger und die Sache mit dem Schmerz

Die Super ist mir fremder denn je. Wir steigen auf. Doch ich habe Wachstumsschmerz. Wir steigen auf. Und am Ende ist alles einerlei.

Lausanne. Bern. Luzern. Und dann wieder von vorne. Pontaise. Wankdorf. Swissporarena. Mein Horizont ist wie ein Kreis mit Radius Null. Die Super League ist mir fremd. Wenn Lausanne spielt, bin ich nur so halb dabei. An die Partien im wichtigsten Tempel der Schweiz kann ich mich kaum mehr erinnern. Sie waren austauschbar. Wie der Klotz, der sich insgeheim Stade de Suisse nennt.

Kein Mensch braucht die Young Boys. Kein Mensch braucht den FC Luzern. Das habe ich mir zumindest lange genug eingeredet. Nun ist der Gang in Richtung Allmend wie ein Heimkommen. 26 Franken kostet das Glück, das uns ziemlich lange verwehrt blieb. Die gelben Schrägen lösen bei mir immer ein seltsames Schwindelgefühl aus. Wie ein Betrunkener stolpere ich über das Grau des Bodens. Ich drifte immer ein bisschen mehr ab. Wie Lausanne in der Tabelle.

Nur die altehrwürdige Pontaise spielt keine derartigen Spiele mit mir. Sie ist das Beste, was uns je passiert ist. Hier gibt es keine gelben Schrägen, kein Architekt hat sich hier etwas ganz besonders Tolles überlegt. Überall ist hier Beton. Wir hüpfen über das Grau des Bodens. Manchmal etwas gar zu euphorisch. Der Geruch von Bier vermischt sich. Mit dem einen und dem anderen Gras. Alles ist einerlei. Nur du bist mir nicht egal. Wir atmen Geschichte ein. Und dann wieder aus.

I was good she was hot
Stealin‘ everything she got
I was bold she was over the worst of it.

Immer wieder Chelsea Dagger. Es sind Stiche in mein Herz. Wir können das mit dem Tore schiessen nicht allzu gut. Immer wieder gewinnt dieses verdammte Luzern. Immer wieder läuft diese verdammte Tormusik. Keine Ahnung, was mittlerweile in Luzern durch die Ränge schallt. Ob ich es so schnell erfahren werde? Jetzt, da wir die Tore schiessen, hat sich das Blatt wohl gewendet.

Lausanne ist der Liga längst entwachsen. Diesmal sind wir wer. Sie sagen Lausanne gehört nicht in die Challenge League. Doch ich habe Wachstumsschmerz. Noch befinden wir uns diesem bittersüssen Schwebezustand, der Fussball pausiert. Ich kann mir vieles einreden. Geschichten vom Kommen, vom Bleiben und vom Gehen. Die Luzerner Zeitung schreibt jetzt wieder über Hyka. Alles ist wie früher, wenn wir es denn nur wollen. Wenn nicht jetzt, wann dann.

Die Zeit ist überall stehen geblieben. Nie war sie verletzlicher. Wir können angreifen. Oder soll man es lassen? Auf Sky läuft kein Fussball mehr. Bei mir nur Parks & Recreation, New Girl oder The Walking Dead. Weil nichts mehr ist, wie es einmal war, halten wir uns an andere Dinge. An Pizzaränder und Fotos von Jetset-Tanten, manchmal auch an Whiskyflaschen. Aber irgendwann hoffentlich wieder an dir. Monbijou.

So ne Scheisse, wir steigen auf. Mittlerweile ist alles irgendwie einerlei. Hauptsache Fussbal. Verdammte Hölle! Die Ansprüche sind bedenklich gesunken. Und gleichzeitig ins Enorme gestiegen. Solange wir noch irgendwo zwischen Vaduz und Kriens feststecken ist alles ein bisschen kompliziert. Schrödingers Challenge League. Oder so. Letztlich sind wir nicht gekommen, um zu driften. Der Horizont ist irgendwann mehr als nur ein Kreis mit Radius Null geworden.

Auf einmal sehen wir den Himmel. Alles soll Blau und Weiss werden. Lausanne. Bern. Luzern. Und dann wieder von vorne. Pontaise. Wankdorf. Swissporarena. Und irgendwann auch Zürich, Basel, St. Gallen, Genf. Oder wie auch immer sie alle heissen mögen.

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