Als die kleine Hexe von Otfried Preußler Karneval feierte, da kamen sie alle. Der Menschenfresser, die N*******, Türken, Indianer und Eskimofrauen. Stattgefunden hat dieses bunte Treiben vor über 60 Jahren. Heute müsste die kleine Hexe wohl allein feiern.
So wurde der Detailhändler Coop Anfang Woche aufgrund seiner Fastnachtskostüme kritisiert – darunter ein Mann mit schwarz bemaltem Gesicht und Afro-Perücke. Auch Indianer-Kostüme mit Plastikfedern oder Mexikaner mit Sombrero sorgen mittlerweile für Stirnrunzeln, wirken sie doch wie aus der Zeit gefallen.
Nicht wenige fordern via Social Media ein Verbot von Kostümen mit rasstischen Tendenzen. Fasnächtler wiederum argumentieren, dass an der Fasnacht das Rollenspiel und die Satire im Vordergrund stehen und alles nicht so ernst gemeint ist. Dabei scheinen sie zu vergessen, dass Satire nur von unten nach oben funktionieren kann. Alles andere ist eine Treterei nach unten mit buntem Anstrich.
Ursprüngliche Idee der Fasnacht war es, die bösen Wintergeister mit gfürchigen Masken zu vertreiben. Erst mit der Zeit boten die Anlässe ein Ventil für die Kritik an Autoritätsfiguren. Indianer und Eskimofrauen aber gehören zu keiner Fasnachtstradition dazu.
Wer jahrzehntelang für sein Anderssein kritisiert oder gar verfolgt wurde, kann dem spassigen Rollenspiel sowieso nichts abgewinnen. Während Fasnächtler dem Alltag für einmal entfliehen und am nächsten Tag wieder unbeheligt durch die Gegend laufen können, gilt dies für die Angehörigen von Minderheiten nicht. Dazu kommt, dass Federn bei den Indianern als Zeichen für Tapferkeit und Mut gelten. Spielzeuge oder Schmuckgegenstände sind sie keineswegs.
«Jede Minderheit hat ein Recht auf Diskriminierung», sagte einst der deutsche Comedian Serdar Somuncu. Aber was Diskriminierung ist und wo sie anfängt, entscheiden nicht Barbara im Z*******-Kostüm und nicht Peter mit schwarz bemalten Gesicht. Es ist an der Zeit, dass Fasnächtler sich der Kritik stellen. Dass sich die Dinge ändern. In Ottfried Preusslers Buch ist dies bereits geschehen. N******** und Eskimofrauen gibt es dort keine mehr.