Vereint im Kampf gegen Motorradlärm

Text: Larissa Gassmann, Aargauer Zeitung, 13. August 2020

Der ehemalige National- und Ständerat Maximilian Reimann (SVP) unterstützt das Anliegen von Nationalrätin Gabriela Suter. Die SP-Politikerin hatte zuvor zwei parlamentarische Initiativen zur Bekämpfung lauter Motorräder eingereicht.

In ihrem Kampf gegen laute Motorräder erhält SP-Nationalrätin Gabriela Suter Unterstützung von unerwarteter Seite: Der ehemalige SVP-National- und Ständerat Maximilian Reimann stimmt ihren Forderungen in seinem gestern in der AZ veröffentlichten Leserbrief vollumfänglich zu.

Wie Suter stört sich auch Reimann an den «unsinnig frisierten Motorrädern und dem willkürlich von ihren Fahrern verursachten Zusatzlärm», wie er im Leserbrief schreibt. Der Leserbrief habe ein grosses Echo ausgelöst, erzählt Reimann auf Anfrage. Schon wenige Stunden nach der Veröffentlichung habe er grossen Zuspruch erhalten.

Auch wenn der SVP-Nationalrat Walter Wobmann in seiner Funktion als Präsident des Schweizer Motorradverbands das Anliegen von Suter als «völliger Blödsinn» bezeichnete: Es sei letztendlich alles andere als ein parteipolitisches Thema, sagt Reimann. 

Kein Thema, das nur das linke Lager anspricht

Dass dem so ist, bestätigt auch Gabriela Suter selbst. Von den um die hundert Mails, die sie bis jetzt erhalten hat, stammen nicht wenige von Personen, die im Normalfall die FDP oder die SVP unterstützen. Es sei somit durchaus kein Thema, das nur das linke Lager anspreche.

«Das Thema Lärmbelastung hat auch eine soziale Komponente. Wer ruhig wohnen will, muss sich das auch leisten können. In den ruhigen Gebieten sind die Mieten höher», sagt sie. «Das Recht auf Ruhe und Erholung gilt aber für alle, nicht nur für die diejenigen, die sich eine ruhige Wohnlage leisten können.» Sie glaubt, dass vor allem die Coronakrise dafür gesorgt hat, das ein ruhiges Zuhause mehr geschätzt wird.

Nichtsdestotrotz bieten die zwei am 11. Juni eingereichten parlamentarischen Initiativen der SP-Politikerin nicht nur in Töfffahrer-Kreisen Stoff für Diskussionen. Das Thema erhitzt die Gemüter in sämtlichen Kommentarspalten. Auch Reimann findet deutliche Worte: «Ich bin dafür, dass jeder einzelne Bürger so viel Freiheit wie nur möglich erhält. Aber diese Freiheit kann und darf nicht schrankenlos sein.» Ein Anrecht auf Lärm gebe es schliesslich nicht.

Das Problem beschäftigt ihn schon länger. Immer wieder habe er persönlich erlebt, wie Motorradfahrer etwa auf der Benkenpass-Strasse vom Fricktal ins Aaretal hinüber oder vom Rheintal in den Schwarzwald hinauf völlig verantwortungslos mit Lärm und übersetzter Geschwindigkeit andere Verkehrsteilnehmer, wie auch sich selbst, in höchstem Mass gefährden.ADVERTISING

«Es zeigt mir, dass ein Nerv getroffen wurde»

Dass Suter nun gesetzliche Grundlagen für den Einsatz von Lärmradargeräten verlangt und ein generelles Fahrverbot für Motorräder mit einem Standpegel von über 95 Dezibel einfordert, findet er richtig und wichtig.

«Gerade die älteren Autofahrer werden durch das Verhalten vieler Auto- und Motorradfahrer besonders in Schrecken versetzt. Das gilt es endlich einzudämmen», so Reimann. «Ich habe nichts gegen Töffahrer. Aber auch diese müssen sich an Recht und Gesetz halten und gebührend Rücksicht auf die Mitmenschen im Strassenverkehr nehmen.»

Genauer unter die Lupe genommen werden sollen gemäss Reimann auch die kleinen Mopeds. Da sei, wie er verschiedenen Leserreaktionen entnehmen konnte, nebst dem Lärmpegel auch der Auspuffgestank mitunter sehr störend. Gleichzeitig erinnert der SVP-Politiker an die Autoposer, die nicht nur im Kanton Aargau in den letzten Monaten immer wieder für Aufsehen sorgten.

Um die 200 Motorradfahrer demonstrierten

«Mit getunten Motoren in Dörfern, Städten und über Land zum persönlichen Plausch einen Mordskrach zu erzeugen, passt nicht in eine zivilisierte Gesellschaft hinein. Auch damit sollten sich die zuständigen Kommissionen bei der Beratung der Initiativen von Frau Suter befassen», so Reinmann. Dass sie Suter mit ihrem eigentlichen Anliegen durchkommt, daran zweifelt Alt-Parlamentarier Reimann derweil kaum.

Dass das gegenerische Lager sich allerdings nicht kampflos abstempeln lassen will, wurde am Wochende bewiesen. Um die 200 Motorradfahrer demonstrierten am 8. August am Gotthard gegen das Anliegen von Suter. Das dieses derart hohe Wellen schlägt, kommt für sie unerwartet – zumal noch überhaupt nichts entschieden wurde. «Es kommt eher selten vor, dass die Menschen derart früh schon so emotional reagieren. Es zeigt mir aber, dass offenbar ein Nerv getroffen wurde», sagt sie.

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