Klassenkampf

Text: Larissa Gassmann, Bild: Colin Frei, Aargauer Zeitung, 3. Oktober 2019

Das Frauenteam des NLA-Aufsteigers BC Alte Kanti Aarau will mit viel Fleiss und harter Arbeit in der «SB League Women» überzeugen. Einfach wird das nicht.

Wer das Hallenbad der Sportanlage Telli betritt, dem schlägt sofort der beissende Geruch von Chlor entgegen. Doch nur eine Tür weiter hat sich dieser schnell verflüchtigt. In den Vordergrund drängt sich nun ein Geräusch: das von auf den Boden aufprallenden Basketbällen.

Während das Schwimmbad am Montagabend leer ist, sind die Basketballerinnen des BC Alte Kanti Aarau fleissig zugange. Zehn Spielerinnen folgen den Anweisungen von Trainer Velko Evgenievski. Ihre Mission ist klar: Das strenge Training soll sicherstellen, dass die Spielerinnen nach dem Aufstieg im Frühling weiterhin auf der Erfolgswelle reiten.

Damit auf den Aufstieg in die höchste Liga nicht gleich die Enttäuschung folgt und der Saisonauftakt mit dem Deutschschweizer-Derby gegen den BC Winterthur erfolgreich verläuft, wird hart gearbeitet. «Die Trainings sind nun intensiver und schneller. Nur so können wir in der NLA bestehen», sagt Evgenievski. Dem neuen Niveau haben sich die Spielerinnen schnell angepasst: «Sie sind definitiv noch motivierter. Alle freuen sich auch auf die Herausforderung, aber es wird definitiv eine schwere Aufgabe.»

Der Traum vom Engagement in Europa

Gleichzeitig ist noch viel Luft nach oben vorhanden. Die Lücke schliessen soll Verstärkung aus dem Ausland. Zum ersten Mal mit von der Partie ist am Montag die 24-jährige Amerikanerin Courtney Ekmark. Die aus der Basketballnation schlechthin stammende Spielerin hat eine aussergewöhnliche Geschichte im Gepäck.

Statt sich auf eine Karriere im Heimatland zu konzentrieren, war es ihr Traum, ein Engagement in Europa in ihren Lebenslauf setzen zu können. Weil ihre Eltern die Schweiz schon des Öfteren bereist haben, fiel ihr die Wahl leicht. So recherchierte die Jura-Studentin kurzerhand nach Vereinen aus der «SB League Women» und stiess dabei auf Sportchefin Karen Twehues.

Aus der Recherche wurde schnell Ernst: Im Mai betrat Ekmark zum ersten Mal Schweizer Boden und fühlte sich dank Twehues zugleich wie zuhause. «Karen ist eine tolle Person. Und um das geht es für mich letztlich – die Menschen», sagt Ekmark. «Ich bin sehr glücklich, hier zu sein, und fühle mich gesegnet, diese Chance bekommen zu haben.»

Die Sportart hierzulande stärken

Ihre Begeisterung für den Verein füllt spürbar die Halle. Dass der Kanton zwei Jahre auf einen Vertreter in der NLA warten musste, ist ihr bewusst, auch, dass Basketball hierzulande noch einen schweren Stand hat. «Es lässt einen wirklich schätzen, was wir in den USA haben», sagt sie.

Dass Basketball nicht mehr länger eine Randsportart ist, liegt auch dem Vorstand am Herzen. Mehrere Projekte, so zum Beispiel Schulbesuche, sollen die Sportart stärken, gute Coaches wie Evgenievski für Nachhaltigkeit sorgen.

Ähnlich motiviert wie er ist Enisa Semanjaku. Die 31-jährige Routinierin hat schon so manchen Verein gesehen, hat in Griechenland und zuletzt in Belgien gespielt. Doch wie auch Ekmark ist sie mehr als nur eine typische Verstärkungsspielerin, die mit dem Verein oder dem Land nur wenige Berührungspunkte hat. Zusammen mit ihrer Familie will sich die griechisch-albanische Doppelbürgerin hierzulande ein neues Leben aufbauen.

Mit Nachhaltigkeit Richtung Zukunft

Auch sie findet für den Verein nur lobende Worte: «Ich mag es sehr hier. Alle sind nett und bereit, mir zu helfen. Ich bin sehr glücklich, mich für den Verein entschieden zu haben.» Mit diesem will sie Grosses erreichen, das Bestmögliche geben.

Doch für die Mutter einer dreijährigen Tochter steht nicht nur der messbare Erfolg im Vordergrund: «Ich hoffe, dass der Basketball hier weiterhin wächst. Dass wir es schaffen, mehr Kinder für den Sport zu begeistern.»

Ihre Philosophie deckt sich mit dem Verein, der ganz auf den Nachwuchs setzt und sich besonders über den Zuzug der Westschweizerin Charlotte Kohler freut. Die 18-jährige ETH-Studentin gehört zu der vielversprechenden neuen Generation und spielt derzeit in der U18-Nationalmannschaft.

Dementsprechend selbstbewusst zeigt sie sich vor dem Saisonstart. «Die anderen Vereine sollen uns nicht unterschätzen», sagt sie. Und schiebt zugleich auch leise Töne nach: «Ich finde es spannend, für einen Aufsteiger zu spielen und etwas völlig Neues zu kreieren.»

Grosse und leise Töne, Zuckerbrot und Peitsche

Der Ehrgeiz ist bei allen Beteiligten vorhanden. Dennoch soll das Team seine Lockerheit nie verlieren. «Am Ende geht es einfach darum, dass es allen Spass macht. Auch den Fans, über deren Besuche wir uns freuen», sagt Evgenievski.

Der sonst eher strenge Trainer wirkt beim Fotoshooting der Zeitung auf einmal gelöst, witzelt mit den Spielerinnen. Während er zuvor noch rigoros den Takt durchgegeben hat, kann er auch anders. «Es ist wichtig, dass die Atmosphäre gut ist. Nur so machen die Spielerinnen im Training gut mit», sagt er.

Dass nur ein gutes Training wiederum sicherstellt, dass der BC Alte Kanti Aarau weiterhin Welle für Welle dem Erfolg entgegenschwimmen kann, ist am Montagabend allen Anwesenden spürbar bewusst.

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