Elterntaxis: Uneinsichtige Eltern

Text: Larissa Gassmann, Badener Tagblatt, 6. August 2020

Seit dem Bezug der neuen Schulräume am Tannenweg leidet die Gemeinde Würenlingen stärker denn je unter den Elterntaxis. Ein zeitlich beschränktes Halteverbot soll das Gebiet pünktlich zum Schulstart entlasten.

Wie Anfang Woche bekanntgegeben wurde, hat der Gemeinderat Würenlingen auf dem Tannenweg ein zeitlich beschränktes Halteverbot für Elterntaxis erlassen. Grund dafür ist die sich stets verschärfende Situation seit dem Bezug der neuen Schulräume Mitte Mai dieses Jahres. Mehrmals sei es beim Chauffieren der Kinder zu gefährlichen Situationen für Kinder und Lenker gekommen.

«Die Quartierstrasse beim Tannenweg ist nicht sehr breit», sagt Patrick Zimmermann, der als Gemeinderat für den Bereich Schule und Bildung zuständig ist. «Es ist aus diesem Grund nicht wünschenswert, dass diese Strasse derart durch Elterntaxis frequentiert wird.»

Der gleichen Meinung ist Elisabeth Vogt, Schulleiterin Kindergarten und Unterstufe. Dass die Eltern überhaupt in den Tannenweg abbiegen und nicht beim Schulhaus Weissenstein parkieren, hat sie überrascht.

«Es hat uns sehr irritiert, dass die Eltern bis ganz nach hinten fahren, wo es doch sehr eng und auch gefährlich ist», sagt sie. Besonders prekär sei die Lage jeweils pünktlich zur Mittagszeit oder bei Regen. Nicht erst seit dem Umzug in den Tannenweg sind Elterntaxis ein Problem. Unisono sprechen Zimmermann und Schulleiterin Elisabeth Vogt von einem Dauerbrenner. Betroffen sind nicht nur Kindergartenkinder, sondern auch die Schülerinnen und Schüler der Unter- und Mittelstufe.

Charmeoffensive auf dem Parkplatz der Schule

«Wir haben es schon mit verschiedenen Aktionen probiert und unter anderem Kegel auf den Parkplätzen verteilt», sagt Vogt. Mehrmals sei man auf die Eltern zugegangen und habe Schöggeli verschenkt. «Die Schulleitung hat einst sogar eine Charmeoffensive gestartet, stand persönlich auf dem Platz und hat die Menschen angesprochen», so Zimmermann.

Weil die Bemühungen ohne nachhaltige Wirkung geblieben sind, hat der Gemeinderat schliesslich das Gespräch mit der Stadtpolizei Baden gesucht, um eine möglichst sinnvolle Lösung für den Tannenweg zu erarbeiten. Schliesslich fiel der Entscheid zugunsten eines zeitlich begrenzten Halteverbots während der Schulzeit aus.

Als Grund für die Fahrt zur Schule geben die Eltern laut Vogt die kurze Mittagspause (1 ½ Std) an, die bei den Eltern und Kindern offenbar immer wieder zu Stress führt. So sei der durch das langezogene Dorf entstandene Weg zur Schule in dieser Zeit kaum zu bestreiten. Zusätzlich gebe es auch viele Kinder, welche den Mittag bei den Grosseltern verbringen und daher einen noch längeren Schulweg haben.

Der Weg zur Schule gehört zum Alltag der Schüler dazu

 «Die Fahrt zur Schule ist in solchen Fällen auch völlig legitim. Nichtsdestotrotz würden wir es sehr begrüssen, wenn die Kinder den Schulweg vermehrt zu Fuss bestreiten könnten», sagt Vogt. Auch Zimmermann ist ähnlicher Ansicht. Für ihn gehört der Weg zur Schule zum Alltag der Schüler dazu. Offenbar zeigen sich die Eltern aber fast schon beratungsresistent. Besonders auffällig: Sobald keine ihnen bekannte Person vor der Schule steht, werden die Kinder mitten auf der Strasse ausgeladen.

Nun hoffen die Verantwortlichen auf die Signalwirkung des Verbots. «Sobald die Schule am nächsten Montag wieder startet, werden wir sehen, wie das Verbot ankommt. Sollten wir Missachtungen feststellen, werden wir uns erneut bei der Polizei melden», sagt Zimmermann.

Auch Schulleiterin Vogt zählt darauf, dass sich die Situation dadurch zumindest im Tannenweg beruhigen wird: «Der Schulweg liegt in der Verantwortung der Eltern. Insofern dürfen wir nur wünschen und empfehlen, dass die Kinder zu Fuss in die Schule kommen. Aber es wäre mir schon wichtig, dass sie immerhin die Parkfelder in der Schulanlage Weissenstein benutzen», so Vogt.

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