In Basel gehasst, in Zürich geliebt

Text: Larissa Gassmann, bz Basel, 4. März 2021

Ganze 89 Einsprachen gingen gegen das umstrittene Pilotprojekt im Bachletten-Quartier ein. Dass Unterflurcontainer gut funktionieren können, zeigt derweil das Erlenmattquartier – und die Städte Zürich und Chur.

Nahezu unsichtbar sollen sie sein, die Unterflurcontainer. Sich perfekt ins Stadtbild einfügen. Kaum auffallen und unliebsamen Müll möglichst geräuschlos schlucken. Seit Jahren aber ist der Wirbel um die silbernen Zylinder in Basel gross. Seitdem bekanntgegeben wurde, dass im Bachletten-Quartier ein entsprechendes Pilotprojekt geplant ist, laufen die Anwohner Sturm.

Gezählt wurden im September des vergangenen Jahres 89 Einsprachen von 154 verschiedenen Personen. Zum genauen Inhalt der Einwendungen kann derzeit keine Auskunft gegeben werden. «Zum Teil sind es Vorbehalte zu den Standorten oder zu befürchteten Beeinträchtigungen», so Daniel Hofer, Sprecher des Bau- und Verkehrsdepartements. Um die Einsprachen beantworten zu können, werden nun Lärmuntersuchungen durchgeführt, im Sommer ist gar ein Geruchstest geplant. Aufgrund des laufenden Verfahrens sind auch hier keine genauen Details bekannt.

Hürden gab es in Zürich kaum

Viel weiter als Basel ist derweil die Stadt Zürich. Nebst Chur sind Unterflurcontainer auch dort schon seit vielen Jahren in Betrieb. Eingeführt wurden sie 2005 zusammen mit den Rollcontainern. Hürden gab es damals kaum, die Container seien beliebt, sagt Daniel Eberhard, Sprecher von ERZ Entsorgung + Recycling Zürich.

Bei der Planung von grösseren Wohnbausiedlungen sei die Installation von Unterfluranlagen mittlerweile keine Seltenheit mehr. Eine Anlage ersetzt laut Eberhard sieben bis zehn Rollcontainer. «Sie sind zudem ästhetischer und fügen sich besser ins Stadtbild ein.» Zur befürchteten illegalen Abfallentsorgung kommt es auch in Zürich:

«Die meisten Menschen entsorgen aber korrekt.»

Da die Container über eine Abdeckung verfügen, werden unangenehme Gerüche nicht verbreitet. Ausserdem sei es Tieren so nicht mehr möglich, sich am Inhalt der Säcke zu bedienen. Auch für die Angestellten gibt es einen Vorteil: Das Schleppen von schweren Abfallsäcken gehört nun zumindest in Zürich der Vergangenheit an.

Ähnlich positiv klingt das Ganze beim Grün und Werkbetrieb der Stadt Chur. Das Tiefsammelsystem (Molok) bringe für die Bewohner, wie auch für die Angestellten praktisch nur Vorteile mit sich. Im Gegensatz zu den Containern wird bei der Entleerung kaum Lärm erzeugt. Auch ist nun niemand mehr an fixe Termine gebunden. Um dauerhafte Gerüche vorzubeugen, werden die Behälter in Chur zudem regelmässig gereinigt.

97,5 Prozent der Bewohner sind zufrieden mit Unterflurcontainern

Noch aber steht in Basel derzeit ein ganz anderer Vorwurf im Raum. So stellen sich einige Einwender die Frage, ob mit dem Pilotprojekt nicht das Abstimmungsresultat vom Juni 2015 missachtet wird. Schon damals sollten in der Stadt Sammelstellen erstellt werden. Gegen diesen Beschluss kam ein Referendum zustande, das Stimmvolk lehnte das Vorhaben ab. Diverse Politiker und Politikerinnen forderten danach, dass die Container in einem Pilotprojekt getestet werden sollen.

Geplant sind nun 29 Standorte, die auf sechs Teilgebiete aufgeteilt wurden. Gesammelt werden sollen dort auch biologische Abfälle und weitere Abfallarten. Die meisten Beschwerden betreffen die Teilgebiete 1 und 4. Im Letztgenannten sind sieben Standorte geplant, dies unter anderem in der Benkenstrasse oder der Neubadstrasse. Im Teilgebiet 1 sind es wiederum fünf Container, etwa in der Hofstetterstrasse und der Marschalkenstrasse. Rund 1,72 Millionen Franken soll der Versuch kosten, dessen Starttermin aufgrund des laufenden Verfahrens noch nicht feststeht.

Dass Unterflurcontainer auch in Basel ohne grossen Wirbel funktionieren können, zeigt wiederum das Erlenmattquartier. Laut Hofer hat die Stadtreinigung in den über zehn Jahren seit der Einführung nur gute Erfahrungen gemacht. Eine Umfrage zeigte, dass die Container auch bei den Anwohnern ankommen. So erachteten 97,5 Prozent der befragten Bewohner die Handhabung als einfach, die Gewöhnung an das neue System wiederum als sehr gut. Der Anteil von illegal entsorgtem Abfall liegt auf der Erlenmatt bei knapp vier Prozent. «Es funktioniert. Daran hat sich nichts geändert», so Hofer.

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